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- Mitgliederwesen: best practice -

Offen für das Besondere

Knapp 14 000 Einwohner hat Dinklage, die kleine Stadt im Landkreis Vechta. Mehr als ein Drittel davon sind Mitglied im ortansässigen Sportverein. Der TV Dinklage schafft es, die Menschen in Dinklage zu vereinen – weil er nicht nur die „normalen“ Sportarten im Angebot hat, sondern auch ganz besondere. Floorball, zum Beispiel, oder E-Ball. Denn auch Inklusion wird beim TVD gelebt.

Von Julia Klassen

 

Seit 2012 wird in Dinklage Floorball gespielt, eine Mischung aus Eishockey und Hockey. Für den sehr schnellen, actionreichen Sport braucht man eine Halle mit Bande. Benjamin Köhne ist Abteilungsleiter und Trainer der Floorballer. Er weiß, wie wichtig es ist, den Vereinsmitgliedern nicht nur die alltäglichen Sportarten wie Handball oder Fußball zu servieren. „Gerade für die Jugend im Verein ist es von Vorteil, wenn man breit aufgestellt ist. Ich habe das Gefühl, früher war man nicht so sprunghaft. Heute wollen die Jungen viel ausprobieren. Sie sind es gewohnt, dass ihnen viel geboten wird, dass sie viel erleben. Deshalb ist es für einen Verein wichtig, ihnen auch viel anbieten zu können“, sagt er. Ein Jahr lang Handball spielen, dann doch lieber Fuß-, Basket- oder Volleyball? Leichtathletik? Tischtennis? Vielleicht sogar Darts? Oder eben Floorball. Gut, wenn man all dies ausprobieren kann und dafür nicht gleich den Verein wechseln muss. 19 verschiedene Angebote gibt es in dem Mehrspartenverein, der mit mehr als 5000 Mitgliedern der größte Sportverein im Oldenburger Münsterland ist.

Die Floorball-Abteilung hat 50 Mitglieder, darunter 16 Kinder und Jugendliche. Und die haben beim TV Dinklage einen Vorteil. Im so genannten KinderSportClub (KSC) können sich die jüngsten Vereinsmitglieder bis sie zehn Jahre alt sind für fünf Euro pro Monat überall ausprobieren. Montags im Turnen, dienstags im Handball, mittwochs im Floorball, ganz wie sie wollen. Erst danach sollten sie sich für eine Abteilung entscheiden. „Ich finde, das ist eine tolle Regelung. So müssen sich die Kinder nicht zu früh festlegen, sondern können in Ruhe herausfinden, was ihnen wirklich liegt“, sagt Benjamin Köhne. Wenn die Kinder dann zum Floorball kommen – umso besser.

Es sind die außergewöhnlichen Sportarten, die den TV Dinklage ausmachen. Dazu gehören neben dem Floorball auch eine Darts- und eine Pokerabteilung . Der TVD war zudem einer der ersten Vereine in Deutschland mit eigener eSports-Abteilung.

Besondere Aufmerksamkeit erregt aber vor allem immer wieder die E-Ball-Abteilung. Denn hier wird Inklusion gelebt.

 

E-Ball – eine Sportart für Schwerbehinderte

Heinz Fischer ist Projektleiter beim Projekt Dinklusiv, das zum Ziel hat, nachhaltig wirkende Sport- und Freizeitangebote für Menschen mit und ohne Behinderung in Dinklage zu initiieren. Ein Angebot davon ist E-Ball, mittlerweile mit eigener Abteilung beim TV Dinklage. An der in der Nachbarschaft gelegenen Förderschule, dem Kardinal-von-Galen-Haus, wird seit mehr als 30 Jahren E-Ball gespielt. Dabei handelt es sich um eine Art des Elektrorollstuhl-Hockeys. Der Schläger wird nicht mit der Hand geführt, sondern ist fest am Rollstuhl montiert. „Das ist im Prinzip die einzige Sportart, die Schwerstbehinderte ausüben können“, sagt Heinz Fischer. Viele der Spieler können nur die Finger bewegen. „Von unseren Teilnehmern kam vor rund drei Jahren der Wunsch, E-Ball nicht nur in de Eirichtung zu spielen, sondern richtig im Verein“, erinnert sich der Projektleiter. Beim TV Dinklage war man gleich begeistert, gab es doch bereits beste Erfahrungen, zum Beispiel mit einer inklusiven Fußballmannschaft.

Für die aktuell 15 E-Ball-Spieler ist es toll, Teil des Vereins zu sein. Auch deshalb nehmen sie gerne aktiv am Vereinsleben teil. Und das abteilungsübergreifend. Mit den Floorballern gibt es regemäßig gemeinsame Projekte. So wie das Willkommensspiel, mit dem die Floorballer die E-Baller vor drei Jahren im Verein begrüßt haben. „Dafür haben wir uns in E-Rollis gesetzt und den neuen Sport in einem Freundschaftsspiel selbst ausprobiert“, erzählt Benjamin Köhne. Heute sind die E-Ball-Spieler oft Zuschauer bei den Floorballern und umgekehrt.

„Im Prinzip ist jeder Verein aufgefordert, im Rahmen der UN-Behindertenrechtskonvention inklusive Angebote anzubieten“, sagt Heinz Fischer. Er weiß aber auch: „In vielen Kommunen stecken solche Projekte noch in den Kinderschuhen, da sind wir in Dinklage weit voraus.“

Auch weil der Vorstand des TV Dinklage stets offen für alles ist. „Man darf in der heutigen Zeit nicht mehr engstirnig denken“, sagt Benjamin Köhne. Er lobt: „Unser Vorsitzender ist ein Visionär in Sachen Sportangebote. Er bemüht sich immer sehr, Räumlichkeiten oder Sporthallen für Neues zur Verfügung zu stellen. Jeder Sport – egal was es ist – hat bei uns seine Berechtigung.“

Zum Selbstverständnis des TV Dinklage gehört es außerdem, sich immer wieder selbst zu hinterfragen und weiter zu entwickeln. Erst kürzlich habe man dies bei einem Workshop unter dem Motto „Wie ist unsere Außendarstellung?“ getan. Stillstand gibt es beim TV Dinklage nicht. Auch deshalb haben die Verantwortlichen im Verein keine Angst vor der Zukunft.

 

Mehr Infos zum TV Dinklage gibt es unter

https://www.tv-dinklage.de/

 

Das Inklusionsprojekt Dinklusiv wird hier vorgestellt:

https://www.dinklusiv.de/

 

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