Der SV Hanstedt I ist ein Urgestein in der Uelzener Sportszene, seit 1921 wird Fußball gespielt, geturnt und seit letztem Jahr wieder gewandert. Mit dem Fußball klappt es momentan nicht wie gewünscht, der Fußball ruht in allen Altersklassen, lediglich eine Altligatruppe bespielt die sauber gepflegten Plätze in ihrer Freizeit. Eine Damengymnastikgruppe ist im eigenen Vereinsheim regelmäßig aktiv. Seit letztem Jahr belebt die Wanderwartin Wiebke Bensemann-Cassier (Wiebke) mit der neu gerundeten Wandergruppe den Verein. Da lag es nahe, vom Niedersächsischem Turnerbund (NTB) den Landeswandertag anzubieten, um den Mitbewohnern des Ortes, aber auch allen Wanderern in Niedersachsen das Wandern schmackhaft zu machen.
Der Landesbeauftragte des NTB für den Landeswandertag, Christoph Erdt (C.E.), hat seine Unterstützung angeboten und dem Vorstand des Vereins ein Konzept vorgestellt. Das schien schlüssig zu sein, man versprach sich, den Verein mit Landeswandertag (LWT), besonders die neu geründete Wandersparte zu beleben.
Der Vorstand erteilte Wiebke den Auftrag mit C.E. mit den Vorbereitungen zu beginnen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Mehr als 100 Wanderinnen und Wanderer folgten der Einladung und konnten vom 1. Vorsitzenden des Vereins, Detlef Menke bei bestem Wanderwetter begrüßt werden. Aufgewertet wurde die Veranstaltung durch die Anwesenheit der Vertreter aus Politik und vom NTB. Während sich Samtgemeindebürgermeister Martin Feller wegen anderer Verpflichtungen entschuldigen ließ, nahm unser Landrat Dr. Heiko Blume die Gelegenheit wahr, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern seine Sicht auf das Wandern und die Bedeutung für die Gemeinschaft darzustellen. Er Verglich das Wandern mit der Jagd (er sei kein Wanderer, liebe es aber zur Jagd zu gehen. Dabei erlebe er Gleiches wie die Wanderer; wenn er kein Wild erlegt habe, nehme er aber Bilder aus der Natur mit, die ihm ebenso viel bedeuten.), wies auf den Einfluss auf die Gesundheit hin und wünschte allen viele bleibende Eindrücke aus der imposanten Landschaft um und in Hanstedt sowie viele schöne Gespräche miteinander.
Bürgermeister Karl-Otto Menk fasste sich kurz, begrüßte alle Teilnehmer und Ehrengäste, bedankte sich bei den Organisatoren des SV Hanstedt und schloss sich den Worten des Vorredners an.
Jörg Ide, Bildungsreferent Natur und Erlebnis vom NTB überbrachte Grüße vom Vizepräsidenten und Ausschussvorsitzenden des Ausschusses GYMWELT, Christoph Hannig, der aus Krankheitsgründen nicht dabei sein konnte sowie Oliver Moravec, Vorsitzender Natur & Erlebnis im Ausschuss GYMWELT, der aus beruflichen Gründen verhindert war. Ide bedankte sich beim SV Hanstedt für die Ausrichtung des LWT und überreichte Gastgeschenke an den 1. Vorsitzenden Detlef Menke, Wiebke und C.E. mit den Worten, dass er überrascht sei, dass so viele Teilnehmer gemeinsam wandern wollten. Damit sei ein wichtiges Ziel erreicht, in der Gemeinschaft Stärke und Zusammenhalt zu demonstrieren, besonders aber den neugierig gewordenen Gästen, die nicht vereinsmäßig wandern zu zeigen, wie wertvoll das Wandern in den verschieden Ausführungen für die Gesundheit sein kann. Abschließend betonte er, dass er schon sehr neugierig auf die Strecke in der Lüneburger Heide sei, die er noch nicht so oft bewandert hätte.
Pastor Holger Holtz aus Hanstedt stimmte seine Zuhörer und Zuhörerinnen fröhlich ein indem er sich als Ostfriese zu erkennen gab und sich erst einmal an die „bergige Landschaft“ gewöhnen musste. Das Wandern verband er mit dem Pilgern aus vergangenen Zeiten, selbst Jesus sei zu seiner Zeit als Wanderer unterwegs gewesen, wenn er sich besinnen wollte. Damit käme er zur inneren Ruhe und Ausgeglichenheit, schöpfte Kraft für sein Handeln. Ähnlich könnten wir es in der heutigen unruhigen Zeit tun und schickte die Wanderer und Wanderinnen mit Gottes Segen auf die Strecken, die farblich gekennzeichnet waren: Blau, rot, grün, gelb.
Damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Strecke finden konnten, hatte das Organisationsteam Regenschirme in den Farben an die Wanderleiter ausgegeben und die Streckenzugehörigkeit sehr erleichtert.
Blau: 3000 Schritte für die Gesundheit
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden von den vom NTB ausgebildeten Bewegungsbegleiterinnen Heike Best und Ingrid Erdt vom TuS Ebstorf geführt. Sie gingen vom Sportplatz aus zum Ortskern mit der alten Feldsteinkirche. An der Strecke waren Aufgabentafeln postiert, die zu interessanten Aktivitäten aufforderten: Rechnen und gleichzeitig über Kreuz Bewegung koordinieren, ganz schön schwierig, alle haben es aber versucht. Für eine Rast hat Wiebke in Nachbarschaft der Kirche und des „Hökers“ Tische und Bänke bereitgestellt, wer wollte konnte sich die Kirche auch von innen ansehen. Eine Teilnehmerin mit Rollator – auch das ist möglich – ließ sich das nicht nehmen und sang spontan einen Choral, als sie die Kirche betrat, was für ein Erlebnis! Das muss es insgesamt für alle gewesen sein; denn Gisela Jenckel-Paulini berichtete, dass alle Teilnehmer ihrer Gruppe begeistert waren, sie hätten noch nie einen so interessanten Wandertag erlebt! Ein großes Lob für die Bewegungsbegleiterinnen vom TuS Ebstorf.
Rot: Fünf Kilometer
Diese Gruppe folgte Wiebke. Sie wanderten vom Sportplatz über kurze Streckenabschnitte den InspirationsWeg und den Auferstehungsweg ebenfalls zur Ortsmitte. Wiebke konnte von ihrem Heimatdorf viel berichten. Aus alten, nicht mehr genutzten Sandkuhlen wurde der begehrte Kies zum Bauen der Häuser in Hanstedt genutzt, sie erklärte die Bedeutung der Besinnungswege und wusste über die Geschichte des Ortes interessantes zu berichten. Die Mühle im Ort an der Schwienau sei immer noch betriebsfähig und könne besichtigt werden. Ein großer Brand vernichtete im August 1868 einige landwirtschaftliche Anwesen. Für die Betroffenen gab es keine Nachteile, der Schaden wurde komplett von der Versicherung ersetzt. Zur Kirche führten verschieden „Kirchwege“ aus den umliegenden Orten. Diese Wege sind zum Teil noch erhalten. Rast konnte wieder beim Höker eingelegt werden.
Grün: 10 Kilometer
Der Kreiswanderwart Bernd Wedell und seine Vereinskameradin Gisela Jenckel-Pauline (G.) nahmen sich dieser Gruppe an. Gekennzeichnet war diese Strecke vom kürzeren Teil des Auferstehungsweges, vom längeren Teil des InspirationsWeges. Vorbei an landwirtschaftlichen Anwesen konnte G. auch von der Geschichte der Entwicklung in diesem Bereich erzählen. Sie wies auf die Bedeutung der Georgsanstalt in Ebstorf hin, die 1855 vom Domänenpächter Fischer gegründet und später den Namen des Landesherren, König Georg V. von Hannover führen –Georgsanstalt. Auf dem Campingplatz von Ebstorf durfte verschnauft werden. Weiter ging es über den InspirationsWeg zurück nach Hanstedt wo sich Harald Meyer aus Uelzen bei G. besonders für informative Leitung bedankte.
Gelb:14 Kilometer
C.E. begleitete diese Langstreckler über den Hopfenkarrenweg nach Velgen zum Feuerwehrhaus, die freiwillige Feuerwehr hatte hier den Rastplatz auf ihrem Übungsgelände vorbereitet. den Teilnehmern erklärte er die ursprüngliche Bedeutung der Verbindungswege im Mittelalter, in diesem Fall den Transport des Hopfens vom Süden des Landes nach Norden über Celle und Lüneburg nach Hamburg. Zurück wurde Fisch geladen. An diesem Weg soll auch die gestohlene Glocke der Hanstedter Kirche im Boden versunken sein, die des nachts von zwei weißen Stieren bewacht werde. Frei nach Hermann Löns ging es auf und ab weiter in den Süsing. Bewundert wurden die vielen Obstbäume, die zum Teil noch in Vollblüte standen. Im Süsing erklärte Detlef Menke den Wildbestand und die Folgen durch den Wolf. Die Jägerschaft beklagte erhebliche Einbußen in den vergangenen Jahren. C.E. erklärte die Entstehung des gesamten Geländeprofils in der Saale-Eiszeit und wies auf die höchsten Erhebungen der Endmoränen hin. Im letzten Waldabschnitt auf der Strecke erklärte er den Ursprung des Waldbadens und die Bedeutung für die Gesundheit. Vom „Stalldrang“ getrieben, so eine Teilnehmerin aus Groß Ippener, zog es die Gruppe zurück zum Sportlerheim des SV Hanstedt. Einige rochen förmlich die lockende Bratwurst, andere freuten sich auf das üppige Tortenbüfett. Etwas mussten sie sich noch gedulden. C.E. ließ sie nicht eher an den „Trog“, bevor er nicht noch auf den Weg für die Gesundheit hingewiesen hat, zwei der Aufgabentafeln säumten noch die Strecke.
Dann war es endlich soweit, Zusammen mit den anderen Teilnehmern wurde sich ausgiebig gestärkt. Sie unterhielten sich über das Gesehene und Erlebte. Sie wollten viele Anregungen mit in ihre Vereine nehmen und waren besonders den Bewegungsbegleiterinnen dankbar für deren großartige Leistung. Sie hätten niemals erwartet, das mit diesem Weg soviel für die Gesundheit getan werden kann und es soviel Spaß machen kann, selbst wenn man schon andere Hilfen wie z.B. den Rollator benötigt.
Fazit dieses 30. Landeswandertages kann nur sein:
Das Organisationsteam des SV Hanstedt hat allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen großartigen Tag beschert. Es stimmte alles von der ersten bis zur letzten Minute. Es war beeindruckend in wie viele freudige Gesichter man gesehen hat, und das lag bestimmt nicht nur an den leckeren Torten. Auch die freiwilligen Feuerwehren aus Hanstedt und Velgen haben ihren Teil bei der Verkehrssicherung beigesteuert. Allen danken wir noch einmal ganz besonders!
Wie heißt es so schön, nach dem LWT ist vor dem LWT. Die Vorbereitungen sind bereits angelaufen.
Wer mehr Bilder sehen möchte: https://www.tus-ebstorf.de/wandern/bilder/