Sportvereine in Niedersachsen erleben großen Aufschwung

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Während der Corona-Pandemie sank die Zahl der Mitglieder in den Vereinen zeitweise um über 100.000. Nun ist der Vereinssport in Niedersachsen wieder auf dem Vormarsch - fast überall. "Unsere Volleyball-Abteilung ist so groß wie nie zuvor", berichtet Daniel Hartleib. Der Leiter der Volleyball-Sparte des Turn-Klubb (TK) Hannover ist sichtlich stolz. Die Zahl der Sportler sei von 65 auf 200 hochgeschossen. "Jede Woche kommen fünf bis sechs Anfragen dazu." Hartleib geht durch die Halle in der hannoverschen Südstadt und beobachtet das Jugendtraining. Zwischendurch legt er selbst Hand an, erklärt, korrigiert oder macht vor. Er fühle sich befreit, sagt er. Die Corona-Pandemie, die den Vereinssport zeitweise fast zum Erliegen gebracht hatte, sei eine schmerzhafte Erfahrung gewesen, erzählt Hartleib. "Zwei Wochen lang hat sich das noch wie Urlaub angefühlt." Dann habe seine Gefühlslage zwischen Enttäuschung, Trauer und Wut geschwankt. Nun ist er heilfroh, dass er wieder uneingeschränkt in der Sporthalle stehen kann.

TK Hannover von Corona finanziell hart getroffen

Der TK Hannover, einer der ältesten und größten Sportvereine in Niedersachsen, hat eine der härtesten Prüfungen seiner 165-jährigen Geschichte hinter sich. Während der Corona-Pandemie sank die Zahl der Mitglieder zeitweise von knapp 7.000 auf 5.700. Das klassische Sportangebot war fast komplett weggebrochen. Viele Sportlerinnen und Sportler traten aus, aber vor allem kam niemand mehr neu dazu. "Da fehlen dann plötzlich Mitgliedsbeiträge in Höhe von 350.000 Euro", rechnet der Vorsitzende Hajo Rosenbrock vor. Der Verein, der eigene Sportstätten betreibt und viele hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, hatte ein Riesenproblem. Dazu kam die Ungewissheit. Niemand konnte vorhersagen, wie lange die Pandemie dauern würde. Mittlerweile hat sich der TKH mehr als nur erholt. Die Mitgliederzahl ist auf fast 7.100 geklettert - mehr als vor Beginn der Pandemie.

Spiel- und Mannschaftssportarten boomen in Niedersachsen

Nicht nur Volleyball ist ein Motor des Aufschwungs im Vereinssport. So freut sich der MTV Treubund Lüneburg, dass seine Basketball-Abteilung mit fast 450 Mitgliedern einen Rekord verzeichnet. Die Fußballer lägen zudem sogar über dem Vor-Corona-Niveau. Auch die Volleyball-Abteilung des Oldenburger TB platzt aus allen Nähten. "Wir bräuchten dringend eine neue Halle", sagt Geschäftsführer Frank Kunert. Auch Basketball sei sehr gefragt. Kein Wunder: Immerhin ist der OTB die Keimzelle des erfolgreichen Bundesligisten Baskets Oldenburg. Und auch klassische Sportarten erleben ein Revival: Der MTV Braunschweig verzeichnet den größten Zulauf beim Turnen. 368 neue Mitglieder bedeuten eine Steigerung von 22 Prozent. Doch nicht überall und bei allen Sportarten ist der Zulauf gleich stark. Viele erholen sich nach Angaben der Vereine deutlich langsamer. So berichtet der ASC Göttingen, dass Randsportarten wie Fechten, Bowling oder Wasserball wörtlich "bis heute ums Überleben kämpfen".

Niedersächsischer Sport insgesamt noch nicht auf Vor-Corona-Level

Ein Blick auf die Gesamtzahl der Vereinssportler im Land verrät: Die Corona-Delle ist noch zu sehen. Die aktuelle Statistik des Landessportbunds (LSB) weist 2.566.418 Vereinsmitglieder aus. Das sind immer noch knapp 60.000 weniger als vor der Pandemie. Bergauf geht es vor allem bei den Jüngsten: Die Altersgruppen 0 bis 6 Jahre und 7 bis 14 verzeichnen nach Angaben des LSB die größten Zuwächse von bis zu 17 Prozent. Die Zahlen im Erwachsenenbereich sinken dagegen immer noch. Kleine Vereine haben sich oft als sehr robust erwiesen. Die Treue der Mitglieder "auf dem Dorf" ist häufig stärker ausgeprägt als dort, wo es größer und anonymer zugeht.

Großer Aderlass beim Osnabrücker SC

Große Vereine, in denen ohnehin eine höhere Fluktuation herrscht, haben Corona in der Regel deutlich heftiger zu spüren bekommen. Nicht jeder mag deshalb auch von einem Boom sprechen. Der Osnabrücker SC, der laut LSB-Statistik zu den zehn größten Sportvereinen in Niedersachsen zählt, hat noch immer zu knabbern. Von knapp 8.000 Mitgliedern sackte der OSC auf fast genau 6.000 ab. Mittlerweile hat sich die Zahl mit knapp 6.400 ein wenig erholt.

Autor: NDR/Tiede Thedinga

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