Die deutschen Turner haben das Teamfinale während der European Championships in München auf dem siebten Platz beendet. Die Mannschaft mit Lukas Dauser, Nils Dunkel, Andreas Toba, Glenn Trebing und Lucas Kochan hatte anfangs in Führung und nach drei Geräten noch auf dem zweiten Platz gelegen. Dann verletzte sich am Boden der Hannoveraner Trebing am rechten Knie, und das Team von Cheftrainer Valeri Belenki fiel aus den Medaillenrängen heraus. Diese nahmen am Ende Titelträger Großbritannien (254,295), Italien (247,494) und die Türkei (246,162) ein. Die Deutschen erreichten insgesamt 241,359 Punkte. Dem Olympiazweiten Dauser (TSV Unterhaching) und seinem Hallenser Trainingskollegen Dunkel, die am Sonntag in den Finals am Barren und am Pauschenpferd standen, gelang jeweils eine gute Generalprobe.
"Großes Lob an die Mannschaft", sagte Bundestrainer Valeri Belenki. "Die Jungs haben heute alles gegeben. Leider hat uns die Übung von Glenn richtig nach hinten geworfen. Aber die Jungs haben gesagt: Es ist noch nicht alles vorbei, wir turnen bis zum Ende."
Trebing war bei der zweiten Bahn am Boden überstreckt gelandet. "Dabei ist mir das Knie zur Seite weggehauen", sagte der 22-Jährige. Er habe überlegt, ob es Sinn mache weiterzuturnen, wollte sich fürs Team jedoch durchkämpfen. "Gequält habe ich mich dabei nicht", betonte der Sportsoldat. Ein Kreuzbandriss wurde bei der ersten Diagnose ausgeschlossen.
"Den ersten Teil hätten wir nicht viel besser treffen können", bilanzierte Dunkel. Nach Trebings Verletzungspech "haben wir uns noch mal gut zurückgekämpft. Abgerechnet wird zum Schluss. Leider hat es nicht gereicht, um weiter nach vorne zu turnen. Aber wir können sehr zufrieden sein. Wir hatten vier sehr starke Geräte heute, und bei zweien lief es eben nicht so gut."
Andreas Toba und Glenn Trebing
Ein Punkt Vorsprung nach zwei Geräten
Die Deutschen mussten als Vorkampfsiebter diesmal am Tisch beginnen und erwischten vor mehr als 5000 Zuschauern in der Olympiahalle einen guten Einstand. Der Hannoveraner Toba (14,066) zeigte sich erleichtert darüber, dass er seinen Sprung diesmal zwar tief landete, aber sicher stand. EM-Debütant Kochan aus Cottbus (14,50) bewies erneut gute Nerven. Mit 42,532 Punkten setzte sich die DTB-Riege erst mal an die Spitze des Achter-Feldes, ganz knapp vor Vorkampfsieger Großbritannien, der mit 42,433 am Boden angefangen hatte.
Am Barren setzte Dunkel mit 14,066 Punkten den positiven Trend der Gastgeber mit einer stabilen Darbietung fort, und Dauser absolvierte mit 15,533 Punkten einen viel versprechenden Test für sein Gerätefinale am Sonntag. Trebing (12,766) hatte zu kämpfen, blieb diesmal aber, anders als in der Qualifikation, oben. Das reichte, um die Spitze nicht nur zu verteidigen, sondern mit 84,897 Punkten gegenüber dem Zweiten Großbritannien (83,898) sogar auszubauen.
Auch am Reck zog das Trio Kochan (13,50), Dauser (13,30) und Toba (13,266) seine Programme ohne Unterbrechung durch. Weniger Risiko einzugehen und mehr auf Sicherheit zu setzen, machte sich beim EM-Zweiten von 2021, Toba, in diesem Fall bezahlt, obwohl die Briten mit einem beeindruckenden Ringe-Durchgang auf 126,064 zu 124,963 Zählern vorbeiziehen konnten. Frankreich reihte sich genau einen Punkt dahinter auf dem dritten Rang ein.
Am Boden verletzte sich Trebing (10,90) früh am rechten Knie, biss jedoch die Zähne zusammen und kämpfte seine Übung durch. Dauser (13,733) zeigte sich unbeeindruckt von diesem schmerzlichen Rückschlag für die eigene Formation. Der Dritte im Bunde an diesem Gerät, Kochan, stürzte gleich in der ersten Bahn und hatte auch danach noch ein paar Probleme mit den Landungen (11,366). Deutschland fiel auf den siebten Platz zurück.
Trebing trat nach kurzer Behandlung trotz der Einschränkung auch am Pauschenpferd an, und sowohl er (13,633) als auch sein Klubkollege Toba (13,666) meisterten die Herausforderung. Dunkel, der an diesem Gerät in der Medaillenentscheidung steht, konnte sich mit 14,466 Punkten im Vergleich zum Vorkampf sogar noch steigern. Das reichte jedoch nicht, um weiter nach vorne zu kommen.
An den Ringen musste Trebing wegen des Abgangs verzichten. Dauser (13,066) sprang in die Bresche. Dunkel (12,00) verließen zwischenzeitlich die Kräfte, Toba (13,566) gelang noch mal ein guter Abschluss.
Bronze für Nils Dunkel am Pauschenpfered
Lange musste Nils Dunkel in der Olympiahalle auf der Couch der Medaillenanwärter sitzen, bevor er befreit jubeln durfte: Der für den SV Halle turnende Erfurter hat bei den European Championships in München erstmals auf internationaler Ebene Edelmetall gewonnen. Als vierter Starter war der 25-Jährige ins Finale am Pauschenpferd gegangen und reihte sich mit 14,633 Punkten erst mal auf dem zweiten Platz ein. Am Ende gab es Bronze hinter dem Armenier Harutyun Merdinyan (14,733) und dem Niederländer Loran De Munck (14,70).
Herzlichen Glückwunsch an Nils Dunkel und gute Besserung für Glenn Trebing!
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Fotos: Tom Weller | 24Passion