Ohne Zweifel ist Oleg Stepko ein Weltklasseturner. Der Turn-Europameister wird zusammen mit dem mehrmaligen ukrainischen Meister Eduard Yermakov zum Ensemble der OPUS Tournee 2020 gehören. Die beiden werden am Barren und am Pauschenpferd Turnen wie von einem anderen Stern präsentieren und damit Europas erfolgreichste Turnshow im Wortsinne zu einem Feuerwerk der Turnkunst machen. Doch reichen allein perfekte Salti, gestreckte Füße und absolute Körperbeherrschung aus, um einer Show diesen einzigartigen Glanz zu verleihen?
Tatsächlich reicht es nicht allein, ein guter Turner zu sein, der hochkarätige Elemente beherrscht und diese nahezu perfekt präsentiert. Zu einer gelungenen Choreografie gehören eben auch die passende Musik, die oftmals schwierigen Lichtverhältnisse und die Einbindung in die Gesamtshow. In erster Linie muss sich aber der Turner auf die Show mit ihren Besonderheiten einlassen. „Die Turner und Akrobaten müssen einfach große Lust und Bereitschaft haben, eine Show zu zeigen, dann finden wir für jeden das passende Plätzchen“, sagt Regisseurin Heidi Aguilar. Und selbst Turner, die nicht tanzen können, können in die Übergänge, die das Feuerwerk der Turnkunst Showteam gestaltet, eingebaut werden. „Sie brauchen dann einfach ganz klare Vorgaben, dann funktioniert das sehr gut“, betont Heidi Aguilar. Grundsätzlich müssen vor allem die Gerätturner flexibel in der Ausgestaltung ihrer Übungen sein. „Wenn der Turner am Reck vorbeigreift und neu an das Gerät muss, läuft die Musik weiter“, erklärt Produktionschef Wolfram Wehr-Reinhold. „Dann muss er in der Lage sein, seine Show passend zur Musik fortzusetzen.“
Je mehr turnerische und tänzerische Elemente ein Turner, Artist oder Akrobat sicher beherrscht, umso mehr Möglichkeiten hat Regisseurin Heidi Aguilar, diese in die Show einzupassen. Dabei kommt es eben nicht immer auf die perfekte Ausführung und das bis in die Zehenspitzen gestreckte Bein an, sondern auch auf das Charisma und die Ausstrahlung des Künstlers. Er muss sich auf die Inszenierung einlassen. Teil davon sind manchmal auch Humor, Überraschungen und das begeisterungsfähige Publikum.
Überraschend und absolut neuartig ist in jeder Hinsicht die Darbietung von Sophia Speratti. Die ehemalige Spitzen-Gymnastin aus Argentinien hat ihre außergewöhnlichen turnerischen Fähigkeiten zu einer weltweit einzigartigen Performance entwickelt. Bis zu vier Bälle entzieht sie gleichzeitig der Schwerkraft, während sie grazil auf Handstand-Klötzen balanciert. Eine Kreativität, die perfekt und ohne große Mühe in die Gesamtshow integriert werden kann.
Atemberaubend und schon durch ihr nostalgisch anmutendes Sportgerät – ein auf das Nötigste reduzierte Fahrrad – wie geschaffen für OPUS, ist die Nummer der amtierenden Europameisterin und Vize-Weltmeisterin im Kunstradfahren Viola Brand. Sie ist der Inbegriff von Balance und Körperbeherrschung. Die Voraussetzungen, um ihre Darbietung mit dem Feuerwerk der Turnkunst zu verschmelzen, könnten besser nicht sein. Ihr turnerisches Können auf dem Sportgerät ist an sich schon faszinierend. Mit Musik untermalt, in das passende Licht gerückt und in eine Geschichte verpackt, scheint die Herausforderung nicht ganz so groß. Doch auch hier spielen Flexibilität, Improvisationsgeschick und ein „Sich-einlassen“ eine entscheidende Rolle.
Etwas größer ist da der Aufwand, um die Gerätturner Oleg Stepko und Eduard Yermakov in die OPUS Tournee 2020 zu integrieren. Doch vor dem Hintergrund ihrer turnerischen Weltklasse-Leistungen werden hierfür keine Mühen gescheut. So werden die beiden extra aus Russland eingeflogen, um eine Nummer für das „Feuerwerk“ einzustudieren. Und dann gilt es für die Wettkampfturner, wie für alle anderen auch, die Choreografie durch hartes Training bis zur Premiere am 29. Dezember 2019 zu perfektionieren.
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